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"Gefahr aus dem Netz – Was tun gegen Internetkriminalität?". Am 1. Juni startete die große hr-iNFO-Reihe mit insgesamt zehn Folgen – auch online als Podcast. Daniella Baumeister hat reingehört und mit den Machern gesprochen.

Im Hörfunkstudio 6 kann ich schon mal eine "Cybercrime"-Folge hören und bin sofort überzeugt: Diese Serie ist etwas völlig Neues. Harte journalistische Recherche in einem schwer zugänglichen Milieu, reale Fälle, aber weg von der klassischen Reportage, weg vom klassischen Hörspiel. Die Reporter sprechen und schreiben anders und arbeiten mit vielen Tonspuren voller akustischer Gimmicks. Es klingt modern, hochprofessionell, anders.

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"Cybercrime“

  • Eine zehnteilige hr-iNFO-Reihe
  • Von Juni 2017 an als Podcast unter cybercrime.hr.de
  • In hr-iNFO von Do, 1. Juni 2017 an, dienstags und donnerstags, 19.30 Uhr (Wiederholung 22 Uhr)
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Cyberrime Autoren

Neun Folgen á 25 Minuten, im Radio und als Podcast im Internet, "spannend bis zum Schluss, auch für uns". Die verantwortlichen hr-iNFO-Journalisten Oliver Günther und Henning Steiner erzählen in ihrer Reihe drei Geschichten. "Wir verfolgen einen Cyberangriff auf ein Dax30 Unternehmen. Wir haben einen Fall, den man vielleicht erst mal gar nicht im Bereich Cybercrime erwarten würde, da geht es um Ermittlungen in einem Fall von Kindesmissbrauch. Und wir haben uns auf die dunkle Seite des Netzes begeben. Da geht es um eine Hackerin, die Schwachstellen in Standard-Software findet und sie weiter an andere Hacker verkauft, die damit in Systeme eindringen. Ein lukratives Schwarzmarktgeschäft."

Täter, Ermittler und Opfer werden aus verschiedenen Perspektiven dargestellt und begleitet. Günther und Steiner haben ein Jahr lang intensiv recherchiert, haben Themen ausgewählt und verworfen, haben BKA-Ermittler, Cyber-Notfallhelfer oder -Hacker wie Anna interviewt. "An unseren Hacker-Recherchen kann man schön zeigen, wie schwierig es oft war und welche Zweifel wir zwischendrin hatten", sagt Oliver Günther.

Oliver Günther - Cybercrime-Autor

"Wir wollten diese Anna treffen, aber es ist nie dazu gekommen. Wir konnten nur schriftliche Interviews mit ihr führen und nur über eine Kontaktperson. Wir haben natürlich auch im Umfeld recherchiert und uns immer wieder gefragt ‚Kann das sein, und ist das stimmig, was Anna uns erzählt?‘. Wir haben sie gefragt, ob sie uns einen Beweis geben kann und sie sagte ‚Nein‘, denn sie könne jeden Beweis fälschen. Unsere Lösung dieses Dilemmas war, dass wir das sehr transparent gemacht haben, dass wir in unserer Serie genau erzählen, wie wir da rangegangen sind und warum uns – trotz aller Zweifel – die Geschichte von der Hackerin Anna so wichtig war."

Transparenz, das wird in unserem Gespräch schnell klar, ist das Wichtigste bei der Umsetzung dieses vielschichtigen und schwierig zu recherchierenden Themas. Wie sie das machen, wird mir beim Hören schnell klar: In dialogischen Passagen sprechen Oliver Günther und Henning Steiner auch über ihre Arbeitsweise. "Es ist wichtig, die Hörer mitzunehmen und offen zu erzählen", sagt Henning Steiner. "Wir haben uns bei der Recherche ein paarmal gefragt, ‚Können wir den Weg noch weitergehen?‘. Wir haben immer wieder mit unserer Kontaktperson geredet, haben uns von ihr auch eidesstattlich versichern lassen, dass es diese Anna tatsächlich gibt. Das ist natürlich kein totaler Schutz, aber dieser Hacker-Aspekt ist so spannend und gibt einen so seltenen Einblick in diese Welt, dass wir das unbedingt machen wollten. Wir haben natürlich mit Experten gesprochen und sie gefragt, wie plausibel das ist. Die Hörer müssen wissen, dass wir uns nicht hundert Prozent sicher sind, ob es Anna so gibt, ob sie eine Frau ist, ob sie unter 40 ist. Sicher wissen wir aber, dass es solche Leute gibt."

"Cybercrime" ist eine Produktion im Hörspielstudio, vier Stunden lang, drei Geschichten, die miteinander verzahnt sind, zwei Reporter, die ihre Rolle immer wieder wechseln und den Hörern auch ihre persönlichen Eindrücke schildern. Als Podcast bekommt sie einen eigenen Channel und ist weltweit und jederzeit abrufbar. Damit geht "Cybercrime" auch in der Berichterstattung neue Wege.

Henning Steiner - Cybercrime Autor

"Solide zu recherchieren sind wir ja gewohnt", sagt Henning Steiner. Aber "das Texten war neu. Wir mussten ganz anders sprechen, im Hörspielstudio im schalldichten Raum sitzen, mit einem Projektteam arbeiten." Oliver Günther wirft ein: "Neu war für uns auch das Arbeiten in einer so extrem langen Form mit Spannungsbögen und Cliffhängern." Bei mir hat ihr realer Krimi schon mal funktioniert.

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Das Hashtag zum Projekt lautet #cybercrimecast.

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