Monika Bendiks und Bärbel Schäfer stehen in der Küche

Die hr-Weihnachtsspendenaktion unterstützt ehrenamtliche Hospizbegleiter. Bärbel Schäfer ist für einen Tag in ihre Rolle geschlüpft und hat die todkranke Monika Bendiks betreut. Die hr3-Moderatorin über ihre Eindrücke und warum sie trotzdem herzlich miteinander lachen konnten.

"Sterben ist ein Teil des Lebens" heißt es in der Hospizarbeit. Also alles ganz normal? Wie war Ihnen vor der Begegnung mit Monika Bendiks zumute?

Ich war aufgeregt. Und ich wollte offen und neugierig sein auf einen Menschen, der ja das weiß, was wir alle ahnen. Aber bei ihr ist es so konkret. Frau Bendiks weiß: Sie wird sterben.

Was haben Sie zusammen erlebt?

Ganz viel Schönes! Wir haben Kaffee gekocht und leckeren Kuchen gegessen. Und wir sind Auto gefahren. Sie sieht fast nichts mehr. Als sie sagte "Komm, wir fahren Auto!", war ich schon ein bisschen nervös und dachte: "Mal sehen, wer auf der Fahrerseite sitzt …" Das war dann zum Glück ich. Aber sie hat mich perfekt durch ihren Geburtsort geleitet.

Dann waren wir auf dem Friedhof und standen vor ihrem Grab. Auf diesem Familiengrab war ihr Name schon eingraviert. Da bekam ich eine Gänsehaut, denn sie stand ja noch neben mir. Wir haben viel gelacht und zusammen vom Meer geträumt. Das ist der Ort, an dem sie so viele glückliche Sommer erlebt hatte. Sie möchte noch einmal an die Nordsee.

Worüber haben Sie beide gelacht?

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hr-Weihnachts-Spendenaktion unterstützt Hospizbegleiter

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Wir haben zum Beispiel darüber gelacht, dass in der Wohnung unglaublich viele Puzzles von Pudeln hängen, weil sie ein absoluter Hundefan ist. Wir sind, ehrlich gesagt, beide Hundefans. Die Hospizbegleiterin bringt einmal die Woche einen Hund mit. Deswegen hat Frau Bendiks Hundespielzeug zu Hause und immer ein großes Lächeln im Gesicht, wenn es um Hunde geht.

Auch dass ich überlegt habe, "welchen Lippenstift lege ich jetzt auf?" obwohl es eigentlich egal ist, weil sie es nicht sieht. Auch darüber konnte sie sich kaputtlachen.

Womit hat Frau Bendiks Sie beeindruckt?

Mit ihrer Lust, am Leben teilzunehmen. Unabhängig zu sein, obwohl sie fast nichts mehr sieht. In der eigenen Wohnung die Zügel in der Hand zu halten. Eine Frau, die immer ihr Leben alleine organisiert hat und jetzt am Ende des Lebens – sie ist kinderlos – ist einfach niemand da! Sie hat ihren Mann in den Tod begleitet. Sie hat, wie viele Frauen in der Generation, auch ihre Schwiegereltern in den Tod begleitet, und ihre Angst ist jetzt, im Moment des Sterbens, alleine zu sein. Dass dann keiner da ist, der ihre Hand hält.

Warum ist der freiwillige Hospizdienst ein Thema, für das Sie sich engagieren?

Monika Bendiks, Hospizbegleiterin Christine Herke-Klatt und hr-Moderatorin Bärbel Schäfer

Ich glaube, dass Einsamkeit ein ganz großes Tabu ist. Diese Arbeit der Ehrenamtlichen ist wunderbar. Sie gehört zu dem unsichtbaren Netz der Gemeinschaft, zu dem, was Demokratie ausmacht: dem Schwächeren eine Hand zu reichen, zuzuhören, ihm einfach Zeit zu schenken. Die hr-Spendenaktion will ein Licht darauf werfen und sagen: Ihr macht eine tolle Arbeit, weil ihr einfach zutiefst menschlich seid.

Ihr persönliches Fazit?

Dass zum Leben nicht nur der schöne Anfang gehört, wenn alles anfängt zu sprießen und zu wachsen, sondern eben auch der Abschied. Dem muss man auch in die Augen gucken, so schwer das ist.