Jochen Walther (Wolfram Koch, links) und Tom Slezak (Benjamin Lillie)

Das vom Hessischen Rundfunk koproduzierte Drama "Dead Man Working" erhält den Grimmepreis - hier ist die Begründung der Jury.

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Wolfram Koch und Benjamin Lillie in "Dead Man Working"

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Cool, kühl bis ins Mark, ist die Welt der „Bank der Deutschen“, in Blau- und Grautönen gehalten von Kameramann Börres Weiffenbach, kühl sind die repräsentativen Büros, in denen kaum ein Bild oder ein persönliches Accessoire auf menschliches Leben hinweist. Kühl und schneidend bis zum Zynismus ist auch der Umgang der Mitarbeiter untereinander und mit dem Service-Personal in der Welt da draußen. Glatt und hohl sind die Formeln der Compliance-Beauftragten Frau Sonnebach, die das Image der „Bank der Deutschen“ aufpolieren soll.

Marc Bauder (Regie), Dörte Franke, Khyana el Bitar (beide Buch) und Börres Weiffenbach (Kamera) haben mit „Dead Man Working“ einen Film geschaffen, der in vielerlei Hinsicht atemberaubend ist. Sie erzählen von der Welt der Hochfinanz, die so wenig greifbar ist, von Milliardensummen, die kaum vorstellbar sind, von Glaspalästen, die von Menschen ohne Eigenschaften bewohnt werden, von Finanzjongleuren, die sich aufschwingen, die Welt zu beherrschen. So abstrakt diese Welt wirkt, so konkret sind die Auswirkungen dessen, was die Arbeitsbienen in den Glastürmen tun, auf das Leben vieler anderer.

Der junge Assistent Tom Slezak (Benjamin Lillie) passt gut hinein in diese Welt der Zahlenreihen, die er wie Zauberformeln an eine Glaswand schreibt. Auch er ist ein Mann ohne Eigenschaften, außerhalb der Bank hat er kein Zuhause, es gibt niemanden, der auf ihn wartet. Dieser vater- und mutterlose Sohn hat in Jochen Walther (Wolfram Koch) einen Mentor gefunden, der ihm beibringt, worauf es in dieser Welt ankommt: dem Gesetz des Geldes zu gehorchen.

„Dead Man Working“ ist ein Märchen, eine Sage aus der Welt der Hochfinanz, eine Parabel aus der modernen Arbeitswelt: Es geht um Titanenkämpfe und Menschenopfer, eine Welt ohne Mitleid und ohne Menschlichkeit. Kühl bis ins Mark nähern sich Marc Bauder, Dörte Franke und Khyana el Bitar dieser Welt. Und ebenso kühl verkörpern Benjamin Lillie und Wolfram Koch die beiden Spielertypen, die viel riskieren, aber wenig gewinnen. Sie spielen nicht, sie unterspielen. Ein kühler Film über eine kalte Welt, der sich über alle Erzählkonventionen hinwegsetzt. Hier gibt es keine Identifikationsfiguren. Hier wird nichts „runtergebrochen“, beschönigt oder gar erklärt und dennoch ist dieser Film durch und durch aufklärerisch. „Dead Man Working“ ist in jeder Hinsicht ein Ausnahmefilm: Er ist politisch in seiner Aussage, psychologisch fein beobachtet, rasant im Rhythmus und visuell radikal.

Marco Möller

Pressereferent
hr-fernsehen
Marco Möller
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E-Mail: marco.moeller@hr.de