Pressemitteilung ARD-Doku: Mehr als 30 frühere BND-Mitarbeiter waren an Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg beteiligt

10 bis 20 Prozent des BND-Personals hatten nachweislich Blut an den Händen. Zu diesem Ergebnis kommt Gerhard Sälter, Mitarbeiter der Unabhängigen Historikerkommission, in einer neuen Studie, die dem Hessischen Rundfunk vor der Veröffentlichung für die Fernsehberichterstattung exklusiv vorlag.
Der Bundesnachrichtendienst hat in seinen Anfangsjahren nach 1945 nicht nur einzelne schwer belastete NS-Täter beschäftigt. Die Anwerbung von Mittätern an Holocaust und Kriegsverbrechen hatte bis in die 1960er Jahre System. Der Historiker konnte erstmals zahlreiche bisher geheime Akten im BND-Archiv einsehen. Das Erste zeigt heute eine Doku, in der seine Erkenntnisse historisch eine neue Dimension zum frühen BND öffnen. So hat die Organisation Gehlen, ab 1956 dann der BND, ehemalige Gestapo- und SS- Männer nicht trotz ihrer Verbrechen rekrutiert, sondern bewusst wegen ihres Einsatzes für das NS-Terrorregime. Über 30 davon waren während des Zweiten Weltkrieges bei Einsatzgruppen zum Teil in leitender Funktion an Massenerschießungen und Kriegsverbrechen beteiligt.
Gustav Grauer, stellvertretender Kommandeur des Einsatzkommandos 3 zum Beispiel. Allein dieses Kommando ermordete 1941 innerhalb weniger Monate über 130 000 Menschen im Baltikum. Vier spätere Mitarbeiter des BND waren daran beteiligt, die sich alle untereinander kannten. Einige schwer NS-belastete Mitarbeiter waren bis in die 80er Jahre im BND tätig. Helmut Schreiber zum Beispiel. Während des Krieges gehörte er zum Führungsstab der SS-Division "Das Reich". Diese Division hinterließ im besetzten Frankreich eine Blutspur und war unter anderem verantwortlich für die Ermordung der 642 Männer, Frauen und Kinder von Oradour-sur-Glane, eines der größten Kriegsverbrechen des Zweiten Weltkrieges. Selbst zu einer Zusammenarbeit mit Alois Brunner, Eichmanns Gehilfe bei den Deportationen in die Todeslager, war der BND bereit. Es habe keinerlei Unrechtsbewusstsein gegeben, vielmehr habe sich Reinhard Gehlen, über 20 Jahre Chef des BND, der "geistigen Elite" des Dritten Reiches zugehörig gefühlt, so Gerhard Sälter. Die Akten belegen: Die Strafverfolgung von NS-Tätern lehnte er ab, sein Dienst unterstützte belastete Mitarbeiter zum Teil sogar, wenn doch gegen sie ermittelt wurde.
Diese und weitere Recherchen sind in der Dokumentation "Mörder bevorzugt - Wie der BND NS-Verbrecher rekrutierte" zu sehen, die am Montag, 10. Oktober, in der ARD Mediathek veröffentlicht und am gleichen Tag um 23.20 Uhr im Ersten ausgestrahlt wird.
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