Gabriele Holzner im Interview Lineares Fernsehen bleibt attraktiv

Hessen-DNA, regionale Unterhaltung und große Dokumentationen: Im rheinmaintv sprachen FAZ-Herausgeber Werner D'Inka und der Journalist Peter Lückemeier mit Gabriele Holzner, Fernsehdirektorin des Hessischen Rundfunks. Ein Auszug.
Der frühere Intendant Helmut Reitze hat die Programmstrategie des Hessischen Rundfunks mit "Hessen, Hessen, Hessen" beschrieben. Gilt das heute noch?
Gabriele Holzner: Natürlich. Als Landesfunkhaus mit einem dritten Programm sind wir für Hessen zuständig. Das ist unser Daseinszweck und unser Auftrag: Aus Hessen für Hessen über Hessen zu berichten. Das heißt nicht, dass sich jede Programmminute mit Hessen beschäftigen muss. Dennoch ist es unser Grundgerüst, unsere DNA.
Für junge Leute ist das Fernsehen heute nicht mehr das Leitmedium, sondern das Internet. Wie also wird die Zukunft des Fernsehens aussehen?
Eine Entwicklung, die sich abzeichnet, ist, dass wir immer mehr zeitunabhängig, ortsunabhängig und geräteunabhängig schauen. Das heißt, jeder schaut, wenn er Zeit und Lust dazu hat auf dem Gerät, das ihm gerade zur Verfügung steht. Das ist der eine Trend. Ich glaube aber auch, dass das Lineare nicht aussterben wird. Weil es Menschen zu bestimmten Zeiten eben auch mal zu anstrengend ist, selbst etwas auszusuchen oder wissen zu müssen, was sie gerade interessieren könnte. Von den Algorithmen bekommt man ja immer nur mehr vom Gleichen. Und Fernsehen ist eben nicht nur ein Informationsmedium, sondern auch ein Entspannungsmedium.
Welche Innovationen planen Sie beim hr auf dem Unterhaltungssektor?
Wir versuchen uns an einem "Crossover" von Unterhaltung und Information, weil ich meine, dass das für bestimmte Tageszeiten eine intelligente Mischung ist. Wir haben Quizsendungen im Programm, die Sie heute bestimmt nicht mehr als Innovation bezeichnen. Aber unser "Hessenquiz" ist erst zehn Jahre alt, und zum Zeitpunkt der Entwicklung waren wir mit dem NDR die ersten, die regionale Quizsendungen ausprobiert haben. Für die ganz große Unterhaltung aber fehlt uns das Geld, denn Unterhaltung ist teuer, weshalb andere Sender da besser aufgestellt sind. Aber in Sachen regionaler Unterhaltung probieren wir immer wieder gerne etwas Neues aus, zum Beispiel beim "strassenspass".
Als Fernsehdirektorin sind Sie auch für die politische Berichterstattung zuständig. Der hr hatte mit "3-2-1" und "Vorsicht! Friedman" ganz knackige politische Sendungen. Wollen Sie an diese Tradition anknüpfen?
Diese Tradition ist ja schon eine Weile her. Und die Sendung mit Michel Friedman zum Beispiel lebte ja mit und von ihm. Da kann man schlecht anknüpfen. Wir haben derzeit keine regionale Talksendung. Das heißt aber nicht, dass wir das nie wieder haben werden. Derzeit spielt sich bei uns politische Information in Form von Dokumentationen ab. Rentenreport, Islamreport oder Flüchtlingsreport bei der "Story im Ersten": Da ist der Hessische Rundfunk ganz groß mit dabei.
Zur Person
Gabriele Holzner stieg im Jahr 2000 beim Hessischen Rundfunk ein und übernahm für das Fernsehen die Leitung des hr-Studios Wiesbaden. 2004 wechselte sie als Leiterin der Fernsehnachrichten zum hr nach Frankfurt, wo sie später die Programmgruppe "FS Aktuelles" verantwortete. Im August 2010 übernahm Holzner die Leitung der Programmgruppe "Kinder, Familie und Service", im März 2016 berief hr-Intendant Manfred Krupp Gabriele Holzner zur hr-Fernsehdirektorin. 1960 in München geboren, studierte Gabriele Holzner Politikwissenschaft, Geschichte und Kommunikationswissenschaft. Nach ihrem Studium volontierte sie beim Bayerischen Rundfunk und arbeitete anschließend zehn Jahre lang als freiberufliche Journalistin. Zwischen 1995 und 2009 war Holzner in unterschiedlichen Leitungsfunktionen bei verschiedenen ARD-Sendern tätig, unter anderem arbeitete sie drei Jahre als Planerin und CvD für die "Tagesthemen" bei ARD aktuell in Hamburg.
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