Die Kollage zeigt drei Fotos von hr-Mitarbeiter*innen: Christine Kaltenschnee (links) und Andreas Nitsch (Mitte) stehen mit Maske hinter der Kamera. Tonmann Clemes Förster (rechts) ist beim Außendreh an einem See.

Filmen auf der Intensivstation, Protagonist*innen, die nach den Dreharbeiten positiv getestet werden, arbeiten mit Schutzausrüstung – die Pandemie prägt auch den Alltag der hr-Teams, die im Außeneinsatz eine aktuelle Berichterstattung weiterhin möglich machen. Drei hr-Mitarbeiter*innen erzählen von ihren ganz persönlichen Herausforderungen, Ängsten und Hoffnungen.

Andreas Nitsch (Kamera): 

Wie es mir geht? Eigentlich gut, wenn da nicht das Drehen mit Maske wäre. Das Foto zeigt eine der größten Herausforderungen: Die Brille beschlägt, wenn ich die Maske aufhabe. Ohne den nötigen Durchblick bei Drehs ist das für mich wie ein Blindflug bei Nebel. Ist das Bild scharf oder nicht? Soll ich die Szene abbrechen, weil ich einen total beschlagenen Sucher habe? Die noch größere Herausforderung ist, sich nicht irgendwo mit Corona zu infizieren. Beim Dreh in einem Privathaus, kam beispielsweise an der Haustüre der Hinweis: "Bei uns können Sie die Maske ruhig abnehmen!". Der Reporter zögert, mein Tonkollege und ich verneinen und erklären, dass wir täglich bis zu vier Außenkontakte haben …

Jeden Tag trage ich eine Maske für bis zu acht Stunden. Angefangen bei der Vorbereitung des Drehs, beim Beladen des Autos, der Fahrt zum Drehort, bei den Dreharbeiten. Ein kurzes Absetzen der Maske bei einem Pausenbrot oder an einer Imbissbude. Durchatmen und frische Luft genießen. Übrigens ist es derzeit Glückssache, Essen und Toiletten zu finden.

Wir sind an vorderster Front

Mal sind wir beim hessischen Ministerpräsidenten, mal in einem Hanauer Krankenhaus. Wir erleben, wie auf der Intensivstation Menschen um ihr Leben kämpfen, dreimal täglich gewendet werden, an vielen Schläuchen angeschlossen sind. Interviewen eine Intensiv-Krankenschwester, die am Limit ist. Mein Team und ich sind immer an vorderster Front. Auf der Heimfahrt gehen mir viele Gedanken durch den Kopf: War alles safe? Gibt es irgendwelche auffälligen Anzeichen in puncto Gesundheit? Ich hatte des Öfteren im Nachhinein ein ungutes Gefühl, den Protagonist*innen vielleicht zu nahe gekommen zu sein. Ich musste mich auch schon mal rechtfertigen, als ich einen Schnelltest wollte. Da tut es gut, Rückendeckung von Vorgesetzten zu haben, die wissen, dass wir als erfahrenes Team versuchen, das Risiko richtig einzuschätzen und uns, so gut es geht, zu schützen. Schön ist, dass sich die Situation mit den Tests mittlerweile verbessert hat.

Vor Kurzem hatte ich einen Dreh in einem Testzentrum. Ich freute mich mit den Protagonist*innen, die ihre Erst- oder sogar Zweitimpfung bekamen. Ja, und dann stellte ich mir vor: Vielleicht bin ich beim nächsten Mal privat hier und werde auch geimpft? Damit ich künftig besser geschützt meinem tollen Beruf nachkommen kann.

Clemens Förster (Ton und Beleuchtung): 

Mir geht es gut, aber die durch Corona verursachten Veränderungen bedeuten eine erhebliche zusätzliche Belastung. Der meist ungewisse Verlauf eines Drehtages ist Alltag. Das Desinfizieren kostet Zeit, das Einwickeln der Mikrofone mit Folie, und so weiter. Ich muss mehr Kompromisse bei der Audioqualität machen: Interviews finden oft draußen statt, per Skype oder drinnen bei geöffneten Fenstern und Türen mit den entsprechenden Qualitätseinbußen. Die Ängste der Teamkolleg*innen in Bezug auf Covid-19 sind ganz unterschiedlich, auch die AHA-Regeln werden oft unterschiedlich ausgelegt. Hier richte ich mich immer nach dem Teammitglied mit den höchsten Anforderungen, ohne zu diskutieren. Das kann dann auch der*die Protagonist*in vor Ort sein. In einem Fall verlangte dieser, die Dreharbeiten ohne die AHA-Regeln auszuführen. Der Dreh wurde daraufhin abgebrochen, wir fuhren die 150 Kilometer wieder zurück – ohne Material.

Sehr berührend sind die Dreharbeiten mit Ärzt*innen, Pfleger*innen und Angehörigen, da rückt die Pandemie ganz nah an einen selbst heran. Gespräche mit Familie, Freund*innen und Kolleg*innen helfen mir da persönlich sehr. Ich erlebe meist eine starke Unterstützung und viel Verständnis. In Einzelfällen ist es leider ganz anders, da erkläre ich freundlich wieso, weshalb, warum, und wir finden dann einen Kompromiss. Handgel, Maske, bei Bedarf Schutzanzug und – neu – Schnelltests sind nach Startschwierigkeiten immer im hr vorrätig. Die Arbeitsprozesse wurden optimiert: Jetzt sind wir meist für eine Woche ein Team mit demselben Equipment und Auto. Insgesamt motivieren mich die zusätzlichen Herausforderungen aber, und es ergeben sich auch Chancen, Dinge, die wir jetzt optimieren konnten, in die Zeit nach der Pandemie mitzunehmen.

Christine Kaltenschnee (Kamera): 

Ich liebe meinen Job. Ich liebe es, unterwegs zu sein, Menschen zu treffen, jeden Tag etwas Neues zu erleben. Das vergangene Jahr hat daran nichts geändert, aber es war und ist nicht leicht. Ich bin dankbar, dass wir das alle bis jetzt so gut hinbekommen haben. Wir sind gesund geblieben, und ich weiß, das ist auch der großen Disziplin meiner Kolleg*innen zu verdanken. Wir halten uns an das Hygienekonzept. Wir tragen Masken, waschen uns die Hände, halten Abstand, desinfizieren oft, sitzen maximal zu zweit im Auto und machen unseren Job. Aber an manchen Tagen ist es schwieriger als an anderen.

Wir drehen zum Beispiel in Schulklassen und fragen danach, wie es den Kindern geht, begleiten Grundschüler*innen das ganze Corona-Jahr hindurch, drehen in Corona-Testcentern, in Hobbywerkstätten, in Küchen, mit Piloten, Aerosolforschern und allen möglichen Menschen zu Hause, im Flughafen, in der Uniklinik, und, wann und wo es geht, am liebsten draußen. Am Anfang war ich sehr vorsichtig. Mir war nicht klar, wie schnell sich das Virus ausbreitet und überträgt. Mein größter Stress war: Stecke ich mich durch die vielen berufsbedingten Kontakte an, die in meinem Job einfach unvermeidbar sind, und schleppe dann das Virus in meine Familie? Ich bin sehr dankbar, dass ich bis jetzt verschont geblieben bin. Natürlich hatte ich auch ungewollt Kontakte mit an Covid-19 Erkrankten. In der Schule hatten wir einen Protagonisten, der nach unserem Dreh positiv getestet wurde, oder im Corona-Testcenter, wo natürlich positiv Getestete waren. Es ging alles gut. Irgendwann war mir klar, die FFP2-Maske ist meine Versicherung. Sie hat gut funktioniert. Gestresst hat es mich dennoch.

Vor Corona war Unterwegssein einfacher und schöner

Es gibt auch die Aufträge, bei denen vor dem Dreh das gesamte Team getestet wird. Einmal haben wir einen Ordnungscoach begleitet, hier waren die Drehorte eng und meistens drinnen. Für diese Produktion wurden nicht nur das Team, sondern auch alle Protagonist*innen im Vorfeld getestet. Wenn das so gehandhabt wird, beruhigt es ungemein. Natürlich geht das nicht bei jedem Einsatz.

Während unserer Einsätze kommen wir immer wieder zu Menschen nach Hause, die zu uns sagen, die Maske bräuchten wir nicht zu tragen. Das ist nett gemeint und soll vielleicht Vertrauen schaffen, aber sie sehen nicht, welche Ungewissheit wir mitbringen. Vor Corona war Unterwegssein einfacher und schöner. Alles machbar, aber ich freue mich auf die Zeit danach.