Wie wir arbeiten An der Schnittstelle

Ob Nachrichtenbeitrag, Dokumentationen oder Reportagen – am Schnittpult macht Cutterin Marion Morawek aus mehreren Stunden Bildmaterial spannende Filme.
Meist bemerken die Zuschauer die Arbeit von Marion Morawek gar nicht. Dann gleiten die Bilder über den Fernsehschirm und fügen sich nahtlos zu Berichten, Reportagen oder Dokumentationen. Doch ohne Marion Morawek und ohne ihre Kolleginnen und Kollegen an den Schnittplätzen würde es keine einzige Fernsehsendung des Hessischen Rundfunks geben. "Alles, was man im Fernsehen sieht, ist geschnitten“, sagt die 58 Jahre alte Cutterin. Wenn Reporter oder Filmemacher zu ihr kommen, bringen sie Ideen mit und jede Menge Filmmaterial – doch ein Film wird daraus erst im Schneideraum.
Am Ende besteht schon ein nur wenige Minuten langer Film aus mehreren Dutzend Sequenzen, die Schnitt für Schnitt aneinander gefügt werden, oft sind es Hunderte kleine Einstellungen. Dazu sitzt Morawek vor großen Bildschirmen an einer bunten Computertastatur, mit der sie Bilder aufrufen, verschieben und aneinanderfügen kann. Die Autoren bringen mitunter 25 Mal so viel Bildmaterial mit, wie am Ende in einen Filmbeitrag passt. Früher waren das echte Filmrollen, später Kassetten. Heute werden die Daten digital gespeichert, und statt mit der Schere Filmstreifen zu zerschneiden, greifen die Cutterinnen und Cutter im hr zur Computermaus. Immer noch aber heißt es: zunächst sichten und dann filmisch eine gute Geschichte erzählen. "Das ist ein sehr kreativer Prozess“, sagt Morawek, und das oft unter enormen Zeitdruck und in Abendschichten bis 0:30 Uhr.
"Ich kann gar nicht an so viele Orte reisen, wie ich hier kennenlerne."
Bei einem aktuellen Beitrag etwa für die "Hessenschau“ oder die "ARD-Tagesschau“ sitzt die Autorin oder der Autor neben Morawek und schreibt den Sprechertext, parallel dazu sucht die Cutterin die passenden Bilder aus. Das muss sehr schnell gehen, denn in der aktuellen Berichterstattung wird oft bis kurz vor Sendebeginn gearbeitet. An einer 45-minütigen Dokumentation arbeiten Cutterin und Autor etwa drei Wochen. Viel Filmmaterial sichten, nach dramaturgischem Aufbau montieren, Bilder bearbeiten, Musik aussuchen – bis ein in sich stimmiger und inhaltlich interessanter Film entsteht, das ist viel Arbeit.
"Als Cutterin komme ich mit vielen Menschen zusammen und muss mich auf sie einstellen“, sagt Morawek. Auch von den verschiedenen Inhalten muss ich eine Vorstellung haben.“ Und so sitzt sie Tag für Tag an ihrem Schnittplatz im Frankfurter Funkhaus und trifft doch auf immer neue Themen und Typen. "Ich kann gar nicht an so viele Orte reisen, wie ich hier kennenlerne“, sagt Morawek, die gerne an Dokumentationen, Reportagen , Einspielfilme für "Strassenstars“ oder an Beiträgen für Kulturmagazine arbeitet. In ihrer Freizeit reist sie dennoch gern, vor allem nach Afrika, engagiert sich für den Naturschutz, malt, strickt und wandert. Da wundert es nicht, dass sie sich, gefragt nach besonderen Projekten, auch an eine Reportage über Rüdesheim im Rheingau für die Reihe „Hessenreporter“ erinnert.