Rechtsanwalt Rudolf Herfurth ist hr-Ombudsmann zur Korruptionsprävention "Jeden Hinweis ernst nehmen"
Der hr steht als öffentlich-rechtliche Anstalt in einer besonderen Verantwortung gegenüber der Allgemeinheit, schließlich wird er von ihr finanziert. So hat der hr wie andere Unternehmen verschiedene Ansprechpartner zur vertraulichen Aufnahme von Hinweisen auf Fehlverhalten, darunter einen externen Ombudsmann: Rechtsanwalt Rudolf Herfurth. Wir haben ihn getroffen.
Straftaten wie Korruption, stellt der erfahrene Anwalt gleich zu Beginn klar, kann gewaltige materielle Schäden anrichten. Bei einer öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt jedoch könne sie noch weitaus fatalere Folgen haben: "Wenn die Berichterstattung durch Korruption beeinflusst wird, ist sie nicht mehr unabhängig und ausgewogen. Der öffentliche Auftrag ist somit verfälscht, und letztlich kann die Demokratie Schaden nehmen. Das muss in jedem Fall verhindert werden."
Wo aber beginnt Korruption? "Das in einem Satz zu beantworten, ist gar nicht so einfach", sagt der Jurist, der auf mehr als 40 Berufsjahre zurückblicken kann: "Wenn jemand ein Geldbündel aus der Tasche zieht und im Gegenzug in einem Fernsehbeitrag positiv erwähnt werden möchte, ist die Sache ziemlich klar. Oder nehmen wir an, dem hr entsteht ein finanzieller Schaden, weil unter Korruptionseinfluss ein vergleichsweise teurer Lieferant unter Vertrag genommen wird. Auch hier sind die Grenzen klar überschritten, denn auch bei wirtschaftlichen Entscheidungen muss eine Rundfunkanstalt ausschließlich sachliche Maßstäbe anlegen. Aber nicht immer liegen korrupte Praktiken so auf der Hand."
Ansprechpartner für die hr-Mitarbeiter*innen
Ganz gleich, ob es um einen Versuch der Beeinflussung oder aber um einen handfesten Regelverstoß geht: Korruption wird im hr nicht geduldet. "Ich bin Ansprechpartner für die hr-Mitarbeiter*innen, für hr-Geschäftspartner*innen und für Dritte, die Hinweise auf Unregelmäßigkeiten, Interessenskollisionen, Gesetzesverstöße oder verdächtige Sachverhalte haben." Da Herfurth der anwaltlichen Verschwiegenheitspflicht unterliegt, ist er verpflichtet, die Informationen vertraulich zu behandeln, sprich die Identität der Hinweisgeber*innen nicht preiszugeben – "übrigens nicht nur gegenüber dem hr, sondern auch gegenüber Polizei und Staatsanwaltschaft." Ziel ist es, Korruption und anderem strafrechtlich relevantem Verhalten vorzubeugen. Herfurth versichert, jeden Hinweis ernst zu nehmen. Je nach Sachverhalt kann er ihn anonym an die Compliance-Beauftragte des hr, Britta Niemeyer, weiterleiten.
Es ist eine Aufgabe auf unbestimmte Zeit, die Herfurth sehr gerne übernommen hat: "Ich bin dem hr schon lange verbunden", so der gebürtige Saarbrücker, "morgens höre ich hr2-kultur, tagsüber hr1, und abends bin ich begeisterter hr4-Hörer. Und selbstverständlich läuft bei mir auch das hr-fernsehen, wobei ich aus nostalgischen Gründen auch schon mal aufs saarländische Regionalfernsehen umschalte", sagt er augenzwinkernd. 1976, gleich nach dem Referendariat, hatte ihn der Job von Saarbrücken nach Frankfurt geführt – und Herfurth ist geblieben.
Anwalt zu sein, ist für ihn sprichwörtlich Beruf und Berufung: "Ich helfe einfach gerne Menschen, und ich glaube, ich bin ein guter Zuhörer", sagt er. Mittlerweile tritt er beruflich etwas kürzer und hat mehr Zeit für seine Hobbies: Modellautos und saarländische Geschichte. Dass sein Beruf immer noch eine Herzensangelegenheit ist, glaubt man ihm aufs Wort: "Ich habe mich auf gemeinnützige Organisationen spezialisiert, hitzige Verfahren waren nie so recht mein Ding. Und ich habe es auch nicht vermisst, in meiner Laufbahn nicht häufiger bei Gericht gewesen zu sein."