Blühendes Barock in Ludwigsburg.

In dieser Sendewoche wollen wir für Schülerinnen und Schüler komplexe historische Entwicklungen aus dem Barock und der Renaissance in anschaulichen Experimenten und Rekonstruktionen verdeutlichen. Und so die Einordnung von Ereignissen und Phänomenen in den Gesamtzusammenhang dieser Epochen erleichtern.

Montag, 01.07.2024, 07:20 Uhr

Eine prunkvolle Halle in Versailles

Das Barock-Experiment
1/5 Fürstenherrlichkeit
SWR 14'52''
zum Beitrag in der ARD Mediathek

Der französische Sonnenkönig Ludwig XIV. war mit eindrucksvollem Beispiel vorangegangen und hatte sich in Versailles ein prachtvolles Schloss bauen lassen. Es sollte seinen absoluten Herrschaftsanspruch weithin sichtbar manifestieren. Die barocken Herrscher östlich des Rheins wollten ihm da nicht nachstehen und so bauten auch sie neue Residenzen im neuen Stil. Und das nicht zu knapp: So gab es zum Beispiel allein im Südwesten Deutschlands 250 selbstständige Territorien - Fürsten-, Herzogtümer und Grafschaften -, in denen das Barock seine Spuren hinterließ. Das Barock war auch eine Zeit des Aufbruchs nach den langen dunklen Jahren des verheerenden Dreißigjährigen Krieges. 1715 ließ der Markgraf Karl-Wilhelm von Baden-Durlach den Grundstein für seine neue Residenz legen: Karlsruhe - ein prächtiges Schloss und eine neue Stadt, deren Straßen sich wie ein Fächer vom Schloss aus entspannten. Der Film gibt Einblicke in die barocke Stadtplanung, Architektur und Ingenieurskunst und geht dem barocken Ideal der "dressierten" Natur nach. In Rekonstruktionen und Spielszenen vermittelt er auch das besondere Lebensgefühl an den absolutistischen Höfen.
Bei einem Experiment kommen wir dem Geheimnis des Stuckmarmors auf die Spur: Mit diesem "Scheinmarmor" wollten Barockbaumeister die Natur nachempfinden, aber auch nach ihrem Geschmack "gestalten".

Das Barock-Experiment
2/5 Fürstenmonopole
SWR 14'42''
zum Beitrag in der ARD Mediathek

"Blüht der Tabak, blüht die Pfalz" - ein altes Sprichwort, das in den Tagen des Barock große Gültigkeit besaß. Überhaupt ließen die aufgeklärten absoluten Herrscher die Landwirtschaft modernisieren, um Wohlstand in ihre Länder zu bringen.
Dazu dienten auch die neuen Manufakturen - Vorläufer der Fabriken -, die Waren im großen Stil herstellen konnten. In Frankenthal und in Ludwigsburg wurden Porzellanmanufakturen aufgebaut, die den Ruf des jeweiligen Landesherrn aufpolierten und ordentlich Geld in seine Kasse spülten. Und das brachte auch viele arme Menschen in Lohn und Brot. Denn hinter der prachtvollen Fassade des Barock verbargen sich krasse soziale Unterschiede. Dem opulenten Reichtum des Adels stand ein Heer von Armen gegenüber, vor allem die Landbevölkerung, die zum Teil noch in Leibeigenschaft ihr Dasein fristete. Der Film zeigt, wie in allen Barockstaaten Deutschlands mit lukrativen Monopolen und Steuern der aufwändige Lebensstil der Adeligen finanziert wurde. Vor allem über die begehrten Genüsse aus der Neuen Welt: Tabak, Kakao und Kaffee. Bei einem Röstexperiment versuchen wir festzustellen, wie der selbstgeröstete Kaffee wohl in der Barockzeit geschmeckt hat.

Dienstag, 02.07.2024, 07:05 Uhr

Das Barock-Experiment
3/5 Staatsdiener
SWR 14'15''
zum Beitrag in der ARD Mediathek

Im Schwarzwald finden Archäologinnen und Archäologen immer noch Spuren von Schanzanlagen, die der Markgraf von Baden, der sogenannte "Türkenlouis", im frühen 18. Jahrhundert gegen die Bedrohung durch die Franzosen hatte anlegen lassen. In Gersbach wurde eine solche Schanze rekonstruiert. Durch ein Experiment wollen wir feststellen, wie Schanzanlagen in der Barockzeit errichtet und genutzt wurden. Aber wer baute sie überhaupt?
Oft waren es junge Burschen aus der armen Landbevölkerung, die sich für die Armeen der Fürsten anwerben ließen. Aus Originalunterlagen rekonstruieren wir die soldatische Karriere des Georg Flohr. Flohr kann lesen und schreiben - das hat er wahrscheinlich beim Militär gelernt - und diesem Umstand verdanken wir seinen Lebensbericht. Bildung und Wissenschaft erleben in der Barock-Zeit einen Aufschwung: Die Schulpflicht wird vielerorts eingeführt. Bildung wird als wichtige Voraussetzung für ein funktionierendes Staatswesen erkannt und deshalb gefördert! Neben dem Militär entsteht ein funktionierendes Verwaltungsbeamtentum, das Nichtadeligen Aufstiegschancen bietet. So ist das Beamtenwesen - mit militärischen und zivilen Staatsdienern - ein Berufsstand, der sich im Barock prächtig entwickelt.

Antonio Vivaldi

Das Barock-Experiment
4/5 Musik für Gott und die Welt
SWR 14'39''
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Wie klang die Musik im Barock? Das ist gar nicht so einfach zu sagen, denn als die Werke von Bach, Vivaldi oder Händel uraufgeführt wurden, gab es noch keine Tonaufzeichnungen. Aber eines ist gewiss: Musik spielte damals eine sehr wichtige Rolle in Kirchen und an Adelshöfen. Barocke Prachtentfaltung ohne Musik war überhaupt nicht denkbar. Aus dieser Zeit stammt auch der flapsige Spruch: "Kein Pups ohne Posaune."
Der Film begibt sich auf musikalische Spurensuche. Und wagt ein ganz besonderes Experiment: Barock meets Pop. Mannheim ist noch heute eine Musikstadt, was die erfolgreiche Mannheimer Popakademie beweist. In den Studios der Akademie haben Studenten zusammen mit Musikern des Kurpfälzischen Kammerorchesters barocke Kompositionsprinzipien mit Elementen des Rock verbunden. Vorlage war eine Melodie von Johann Stamitz. Das Ergebnis ist spannend und hörenswert, oder - wie ein Student sagte - "chartverdächtig".

Mittwoch, 03.07.2024, 07:05 Uhr

Eine Statue steht im barocken Bibliothekssaal von Kloster Bad Schussenried (Kreis Biberach).

Das Barock-Experiment
5/5 Himmelsbühnen für die Kirchen
SWR 14'45''
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"Den Himmel in die Kirche holen" - so die Aufgabe, der sich Baumeister, Handwerker und Maler im Barock mit Ideenreichtum und großer Kunstfertigkeit hingaben. Aber wie gelangt das Licht des Himmels in die Kirche? Oder zumindest die Illusion davon? Diese Frage beantwortet der Film unter anderem in einem Experiment: Die Straßenmalerinnen Vanessa und Lydia Hitzfeld nutzen die im Barock so beliebte optische Täuschung ("trompe l’œil") für ihre Street-Art und zeigen, nach welchen Prinzipien sie funktioniert. Auf dem Vorplatz des barocken Klosters Bad Schussenried stellen sie sich ihrer Aufgabe: Sie sollen die fiktive Unterwelt des Klosters auf das Pflaster malen.
Die Kirchen und Klöster an der Oberschwäbischen Barockstraße - wie das Kloster Bad Schussenried - sind Inbegriff der Gegenreformation. Ganz bewusst setzten die Baumeister und ihre katholischen Auftraggeber auf Prunk und Reichtum im Kirchenraum - als Antithese zum Puritanismus der Reformatoren. Die prächtige Architektur mit ihren vielfältigen optischen Tricks sollte auch dazu beitragen, die Gläubigen in der katholischen Kirche zu halten oder Skeptiker zurückzugewinnen. Auch deshalb zeigten sich Bischöfe und kirchliche Würdenträger als spendable Mäzene der barocken Baukunst.

Das Renaissance-Experiment
1/5 Kampf um den richtigen Glauben
SWR 14'58''
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"Sobald der Gulden im Becken klingt im huy die Seel in Himmel springt". So ging ein bekannter Werbespruch für Ablassbriefe, mit der die Kirche sich gute "Nebenverdienste" erwirtschaftete. Für den jungen Mönch Martin Luther hatte die Geld- und Prunksucht der Kirche nichts mit wahrem Christentum zu tun. Allein durch die Gnade Gottes könne der Mensch die Vergebung seiner Sünden und das ewige Leben erlangen. Er vertritt somit Thesen von enormer Sprengkraft. Und er ist ein Meister in der Handhabung der damals neuen Medien, vor allem in der massenhaften Verbreitung von Flugblättern. Auch deshalb werden seine Thesen rasch bekannt und er findet bald treue Anhänger wie Johannes Brenz und Philipp Melanchton. Doch wie funktionierte dieser neuartige Buchdruck? Und wie stellte man billig und massenhaft Papier her? Und die nötige Druckerschwärze, um die Botschaften der Reformatoren unter das Volk zu bringen? In eindrucksvollen Experimenten zeigen wir, wie das vor 500 Jahren gemacht wurde.

Donnerstag, 04.07.2024, 07:05 Uhr

Wissen und mehr: Die Kopie einer Karte von Amerigo Vespucci

Das Barock-Experiment
2/5 Die Zeit der Entdecker
SWR 14'58''
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Die Zeit der Renaissance ist auch eine Zeit der Entdeckungen. Kolumbus entdeckt Amerika, doch seinen Namen gab ein anderer dem neu entdeckten Kontinent: Amerigo Vespucci. Zu verdanken ist dies dem badischen Kartografen Martin Waldseemüller. Der erstellte 1507 die erste Weltkarte mit dem neuen Kontinent. Obwohl er ein Zeitgenosse Christoph Kolumbus‘ war, nannte er den neu entdeckten Kontinent nach dem Seefahrer Amerigo Vespucci. Dessen Reiseberichte hatten Waldseemüller einfach mehr begeistert und überzeugt. Waldseemüller fertigte auch die ersten Globen - natürlich mit Amerika darauf. Leider ist kein einziger erhalten. In einem Experiment wird nach originaler Karten-Projektion ein Waldseemüller-Globus nachgebaut.
Ob Ambrosius Ehinger aus der Nähe von Ulm diesen Globus kannte, als er in Diensten des Handelshauses der Welser nach Südamerika aufbrach, ist nicht bekannt. Gewiss ist jedoch, dass der schwäbische Konquistador das legendäre Goldland Eldorado finden sollte. Denn die Entdeckung der neuen Welt diente vornehmlich einem Zweck: der Ausbeutung von Ressourcen. Gold, Silber und Sklaven sollten die Prunksucht der Renaissance-Herrscher finanzieren. Für Ehinger endete das skrupellose Abenteuer 1533 mit dem Tod. Es erwischte ihn ein Giftpfeil der Indios.

Das Barock-Experiment
3/5 Der Bauernkrieg
SWR 14'57''
zum Beitrag in der ARD Mediathek

Anfang des 16. Jahrhunderts braut sich etwas zusammen: Die Reformation erschüttert die kirchliche und die weltliche Macht. Hoffnung auch für die meist leibeigenen Bauern auf dem Land. Sie wollen sich nicht mehr in ihr Schicksal fügen. In Memmingen legen die Bauern in zwölf Artikeln ihre Forderungen schriftlich nieder. Diese zwölf Artikel gelten heute, fast 500 Jahre später, als erste Menschenrechtserklärung der Welt. Doch damals will die kirchliche und weltliche Macht den Forderungen nicht nachgeben. Und Luther, Melanchton, Brenz? Sie alle verurteilen die Aufständischen. Die Bauern haben wohl die proklamierte "Freiheit des Christenmenschen" zu wörtlich genommen. Es kommt zu blutigen Auseinandersetzungen, in denen die Bauern hoffnungslos unterlegen sind, sie kommen nicht an gegen die hochgerüsteten Söldnerheere und vor allem die neuen Kanonen. Diese Hightech-Waffe der Ritter interessiert Bastian Asmus. Der Bronzegießer und promovierte Archäologe versucht mit historischen Mitteln eine spätmittelalterliche Kanone nachzubauen, die im Bauernkrieg zum Einsatz kam. Wir begleiten dieses einmalige Experiment auf all seinen Stationen.

Freitag, 05.07.2024, 07:05 Uhr

Wissen und mehr:Astronomische Station Johannes Kepler

Das Barock-Experiment
4/5 Ein neuer Blick auf die Welt
SWR 14'45''
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Das neue Bild vom Menschen führt zusammen mit den Schul- und Bildungsreformen der Reformatoren zu einem Aufbruch in der Wissenschaft und bringt auch in Deutschland große Denker hervor. So wird zum Beispiel einem kleinen, eher kränklichen Jungen aus Weil der Stadt eine gute Schul- und Universitätsbildung auf Kosten der Landeskasse ermöglicht. Pfarrer wird Johannes Kepler - wie eigentlich geplant - zwar nicht, dafür aber ein berühmter Astronom, der mithilfe der Wissenschaft Gottes Bauplan entschlüsseln will. Seine bahnbrechenden astronomischen Gesetze haben bis heute ihre Gültigkeit. Oder der Mathematiker Wilhelm Schickhard, der eine Rechenmaschine, die alle vier Grundrechenarten mechanisch ausführen konnte, erfand. Eine Weltneuheit. Im Stadtmuseum Tübingen schicken wir den Wissenschaftsmoderator Dennis Wilms ins Rennen, um diesen "Renaissance-Computer" zu testen. Er besteht das Experiment mit Bravour.

Das Barock-Experiment
5/5 Die neue alte Kunst
SWR 14'53''
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Unter Renaissance - zu Deutsch: Wiedergeburt - versteht man die Wiederentdeckung der Antike im 15. und 16. Jahrhundert. In Kunst und Architektur bewunderte man wieder antike Formen. Diese neue Kunst kam damals von Italien nach Deutschland. Der Ottheinrichsbau im Heidelberger Schloss ist ein Paradebeispiel für diese neue Renaissance-Architektur - der Film lässt die Schlossanlage in einer aufwändigen 3D-Rekonstruktion wiedererstehen.
In der Kunst arbeitet man nun mit der Zentralperspektive, die dem räumlichen Sehen in der realen Welt nun immer näher kommt. Das gilt für Gemälde, aber auch für den in Mode kommenden Kupferstich. Wir zeigen im Experiment diese Drucktechnik, die heute nur noch wenige beherrschen. Damals boomte die Kupferstecherei, denn die relativ preisgünstigen Druckwerke konnten sich nun auch "normale Menschen" leisten. Der geschäftstüchtige Protestant Matthäus Merian baut mit seinen Werkstätten in Oppenheim und Frankfurt mit der Kupferstecherei ein Imperium auf. Er setzt konsequent die "Medienrevolution" fort, die Gutenberg mit dem Buchdruck begonnen hatte.