Hinter den Kulissen einer Hörspielproduktion im hr Teil 1: Die Redaktion – Cordula Huth
Wenn im hr Hörspiele produziert werden, sind verschiedene Profis gefragt. So wie bei der aktuellen Produktion "Northanger Abbey", die an Ostern bei hr2-Kultur zu hören sein wird. In einer vierteiligen Serie stellen wir die Personen vor, die an der Produktion mitgearbeitet haben. Im ersten Teil erzählt Redakteurin Cordula Huth, wie aus einem Buch der Stoff für ein Hörspiel wird.
Das Hörspiel Northanger Abbey nahm seinen Anfang im Büro von Cordula Huth, oder besser gesagt, in ihrem Kopf. Für die Redakteurin und ihr Team steht jeden Monat eine neue Produktion auf dem Plan. "Zu den großen Feiertagen wie Ostern oder Weihnachten machen wir immer etwas besonderes", sagt Huth. Im letzten Jahr sei das zum Beispiel der Homo-Faber-Mehrteiler gewesen, nun ist Jane Austen an der Reihe. Aber nicht nur das eine Werk der britischen Schriftstellerin soll im hr zu einem Hörspiel verarbeitet werden, erklärt die Redakteurin: "Alle sieben Romane werden in den nächsten drei Jahren zu hören sein." Der Grund für ihre Auswahl sei klar; die Werke gehörten zu den Klassikern der Weltliteratur, und feierten nicht ohne Grund seit über zweihundert Jahren weltweit Erfolge: "Jane Austen bringt uns durch ihre Geschichten auf eine so humorvolle und gleichzeitig präzise Art und Weise die Feinheiten menschlicher Verhaltensweisen näher, das ist einfach nur phänomenal."
Ping-Pong zwischen Regie und Redaktion
Wenn der Stoff schließlich feststehe, beginne die Suche nach einer Person, die ihn bearbeitet – also einem Autor, oder einem Regisseur. Für "Northanger Abbey" übernahm diesen Job Regisseurin Silke Hildebrandt, die aus der Übersetzung von Andrea Ott eine Fassung für die Hörspiel-Produktion kreierte: "Sie hat schon beim Lesen im Ohr, wie alles später klingen könnte." Zwischen Redaktion und Regie geht die Fassung dann immer wieder hin- und her. So wird beispielsweise der Stil festgelegt – modern, klassisch oder experimentell –, aber auch Details werden besprochen. Dieses Mal habe die beiden besonders ein Thema beschäftigt: "Uns war es ein Anliegen, dass das Britische deutlich zu spüren ist." Eine Herausforderung, denn den Sprechern "einfach nur" einen britischen Akzent zu verpassen reichte Redakteurin und Regisseurin nicht aus. Subtiler, eleganter sollte es sein. Wie Cordula Huth und Silke Hildebrandt dies letztlich umgesetzt haben, bleibt eine Überraschung für spitzfindige Hörspiel-Fans.
Geräusche triggern die Vorstellungskraft
Wichtig ist der hr-Redakteurin bei der Produktion von Hörspielen jedenfalls vor allem eines: "Dass Sprache, Klang und Musik in einen für die Geschichte reizvollen Zusammenhang gebracht werden." Letztere kommt dieses Mal von einem Streichquartett, die Geräusche wie das Raffen der Röcke oder das Klappern der Kutschen stammen aus der Geräuschedatenbank der ARD. Ein einzigartiges Hörspiel-Erlebnis zu kreieren stehe dabei im Fokus, sagt Cordula Huth: "Das Ergebnis ist nicht realistisch, natürlich nicht. Aber die Kombination von Stimmen und Klängen kann die Vorstellungskraft triggern, sodass eigene Bilder entstehen." Den Begriff Kopfkino mag die Hörspiel-Redakteurin nicht, aber letztlich sei es genau das, worum es gehe.