Einige Figuren der Augsburger Puppenkiste jetzt auch auf Briefmarken

TV-Stars wurden sie durch den Hessischen Rundfunk. Jetzt gibt es sie auch als Briefmarke. "Für alle Fans der Augsburger Puppenkiste sind das originelle Sammlerstücke – und eine wunderbare Gelegenheit, schöne Erinnerungen an die Kindheit zu verschicken", sagt hr-Intendant Manfred Krupp. Die Sonderpostwertzeichen "Für die Jugend" 2017 wurden heute in Berlin vom Bundesministerium der Finanzen präsentiert.

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Augsburger Puppenkiste jetzt als Briefmarken

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Urmel aus dem Eis, Kleiner König Kalle Wirsch und Kater Mikesch gibt es von jetzt an bis zum 31. Oktober an allen Postschaltern sowie unter www.jugendmarke.de. Ihre Karriere als TV-Stars haben die Puppen dem Hessischen Rundfunk zu verdanken. Am 21. Januar 1953 lief die berühmte Augsburger Puppenkiste zum ersten Mal im Fernsehen.

Sendeauftakt mit "Peter und der Wolf"

Was sich 1952 als zufällige Begegnung auf einer Werbeveranstaltung ergibt, wird zu einer Erfolgsgeschichte des Fernsehens: Die Augsburger Puppenkiste spielt auf der Ausgburger Herbstausstellung, um das finanzielle Überleben des noch jungen Theaters zu sichern. Unter den Besuchern ist der Leiter des Hamburger Senders NWDR, Hanns Fahrenburg. Der NWDR plant für den ersten Weihnachtsfeiertag 1952 seinen offziellen Sendebeginn. Für das neue Programm ist der Leiter auf der Suche nach attraktiven Sendeinhalten. Fahrenburg ist sofort fasziniert vom Spiel der Marionetten auf der improvisierten Bühne und sucht das Gespräch mit Theaterchef Walter Oehmichen. Bereits am 21. Januar 1953 ist die erste gemeinsame Sendung mit der Geschichte von "Peter und der Wolf" live im Fernsehen zu sehen.  

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Die Briefmarkenmotive: Kleiner König Kalle Wirsch, Kater Mikesch und Urmel aus dem Eis

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Zur gleichen Zeit nimmt in Frankfurt der neu gegründete Hessische Rundfunk (hr) seinen Sendebetrieb auf. Fritz Umgelter, ein alter Kollege von Walter Oehmichen am Augsburger Stadttheater, arbeitet in Frankfurt als Regisseur. Der "Mann der ersten Stunde" bewegt seinen Freund dazu, künftig beim hr zu produzieren. Wie beim NWDR sendet auch der hr zunächst ausschließlich live. Die passende Aufzeichnungstechnik fehlt. Die Puppenkiste spielt zur Sendezeit die Stücke im Frankfurter Fernsehstudio nach. Fritz Umgelter inszenierte 1953/54 acht solcher Live-Sendungen.

Mit Mumins zum Mehrteiler

Zu einer Unterbrechung der guten Zusammenarbeit führt im Jahre 1956 die Entscheidung der Programmdirektion des hr, künftig auf ihr Kinderprogramm zu verzichten. Doch bereits nach drei Jahren revidiert man in Frankfurt die Entscheidung und führt das Kinderprogramm wieder ein. Oemichens Marionetten kehrt nach einer kurzen Gastspiel beim Bayerischen Rundfunk zurück zum hr, wo Manfred Jenning, als Hausautor des Theaters, seine Idee für einen ersten Mehrteiler (Die Geschichte der Muminfamilie) realisieren kann. Diese künstlerische Freiheit hätte er in München nicht gehabt. Unter seiner Leitung entwickeln sich die reinen Theateraufzeichnungen zu echten Fernsehfilmen, die alle Möglichkeiten des Mediums ausschöpfen. Der Filmschnitt ermöglicht, viele verschiedene Schauplätze in rascher Folge zu verbinden.

Die "Stars an Fäden" werden schnell zum festen Bestandteil des hr-Programms. In den spielfreien Sommerpausen reist ein Team des Hessischen Rundfunks nach Augsburg, um dort den neuen Adventsvierteiler zu drehen. Fast zwei Monate dauern die Dreharbeiten jeweils. Zusätzlich entsteht damals jedes Jahr im Frühjahr eine einstündige, abgeschlossene Geschichte.

"Die Muminfamilie" feiert mit seinen Episoden einen Erfolg, und das Team um Autor und Regisseur Manfred Jenning entschließt sich, zukünftig die Form des Mehrteilers beizubehalten. Dies bedeut aber auch, dass die im Augsburger Theater aufgeführten Stücke nur noch teilweise als Vorlage für die Frühjahrsproduktionen dienen. So hat es in Augsburg Figuren, wie Urmel, Jim Knopf, Kalle Wirsch oder Bill Bo nie gegeben. Neue Darstellungsmöglichkeiten, wie das Plastikfolienmeer oder der Wunderkerzenmotor wären außerdem zu aufwendig, um es als Bühnenfassung zu präsentieren.

 Volle Pracht dank Farbfernsehen

Die Aufnahmen in der Augsburger Puppenkiste sind immer Produktionen, die ein großes Team erfordern. Dazu gehören: Schreiner, Dekorateure, Maler, Toningenieure, Kameramänner mit Assistenten und Beleuchter. Die blauen Dienstfahrzeuge der hr-Mitarbeiter sind in den letzten Jahrzehnten ein vertrauter Anblick vor dem Theater in der Augsburger Spitalgasse.

Da sich die enge Bühne des Theaters nicht für die Dreharbeiten eignet, wird das Foyer umfunkioniert. Die Garderobe wird verschoben und das Kassenhäuschen dient dabei als Tonkabine. Wegen der vielen Scheinwerfer müssen die Puppenspieler bei Temperaturen von bis zu 60 Grad auf ihren Spielbrücken schwitzen. Pro Tag sind im Drehplan zwischen drei und vier Sendeminuten vorgesehen.

Bereits 1965 wurde "Der Löwe ist los" erstmals in Farbe gedreht. 1967 beginnt in Deutschland das Zeitalter des Farbfernsehens. Die Puppen und die liebevoll gestalteten Kulissen entfalten endlich auch auf den Bildschirmen ihre ganze Pracht.

Über 100 TV-Produktionen

Nach dem Tod von Manfred Jenning übernimmt der Regisseur und Schauspieler Sepp Strubel 1979 das große Erbe der Fernsehproduktionen. Zu seinen ersten TV-Projekten gehört "Am Samstag kam das Sams zurück" (1980). Seine Inszenierungen und Drehbücher bestimmen die TV-Präsenz der Puppenkiste bis Mitte der 90er Jahre.

1993 wurden die Fernsehsendungen der Puppenkiste erstmals im Format 16:9 gedreht. Dies stellt erhöhte Anforderungen an den Dekorationsbau und die Puppenführung, da auch bisher unbedeutende Hintergrunddetails wesentlich besser zu sehen sind.

Im Laufe der Jahrzehnte entstanden mehr als 100 TV-Produktionen. So werden zuletzt im Jahr 2000 die Arbeiten zum 13teiligen Stück "Lilalu im Schepperland" abgeschlossen. Die DVD-Produktionen mit der Augsburger Puppenkiste sind Ende des Jahres 2004 in Frankfurt gleich dreifach mit Platin für über 600.000 verkaufte Exemplare ausgezeichnet worden. Die Geschichten von Jim Knopf, Urmel, Don Blech, der Katze mit Hut und dem Löwen wurden staffelweise im März und im August 2004 von hrMEDIA, einer Tochtergesellschaft des Hessischen Rundfunks, veröffentlicht. Außerdem erhielten der Thienemann-Verlag (für den Autor von "Jim Knopf", Michael Ende) und Max Kruse – geistiger Vater des Urmels – je eine goldene DVD für mehr als 175.000 verkaufter Exemplare der Geschichten von Jim Knopf und Urmel aus dem Eis.