Frau sitzt vor PC, zu sehen ist ein Untertitelungsprogramm.

Seit über 30 Jahren bietet der hr Untertitel an, um unser Programm allen Menschen zugänglich zu machen. Vor zehn Jahren wurde dafür eine eigene Redaktion gegründet. Wie hat sich ihre Arbeit seither verändert? Welche Herausforderungen bringt das Untertiteln mit sich? Und welche Rolle wird künstliche Intelligenz dabei künftig spielen?

Die Untertitel-Redaktion wurde 2013 eingerichtet und hatte zunächst den Auftrag, die tägliche Hauptausgabe der "Hessenschau" um 19:30 Uhr live zu untertiteln. Am 14. Januar 2013 war es dann so weit: Die erste "Hessenschau" mit Untertiteln wurde gesendet. Neu war auch, dass ab diesem Jahr für sämtliche hr-Erstsendungen im Ersten Untertitel produziert wurden. Im April 2014 kam die Untertitelung für vorproduzierte Sendungen des hr-fernsehens dazu. 

Wichtiger Beitrag für Gehörlose und Menschen mit Hörbehinderung 

Die Arbeit in der Untertitelredaktion.

Da die Untertitelung eine sehr zeitintensive Arbeit ist, wurden zunächst Sendungen in der Prime Time untertitelt. Bis heute wird das Angebot ständig erweitert und die 16 Untertitelredakteur*innen arbeiten an manchen Tagen in bis zu sieben Schichten. Während die Untertitelquote 2014 noch bei 42,5 Prozent lag, ist sie bis 2022 auf 82,5 Prozent gestiegen. Damit leistet der hr einen wichtigen Beitrag, um Gehörlosen und Menschen mit Hörbehinderung die Teilhabe am politischen und gesellschaftlichen Leben zu erleichtern. Aber auch Blinde und sehbehinderte Menschen sollen unsere Angebote nutzen können, weshalb seit 2013 auch alle Tatort-Produktionen, Fernsehspiele und andere fiktionalen Angebote für die ARD als Hörfilmfassung (mit akustischer Bildbeschreibung) angeboten werden. 

Kompetenzzentrum Barrierefreiheit in Planung 

Bis 2025 sieht der Gesetzgeber vor, den Ausbau barrierefreier Angebote durch die Umsetzung des Europäischen Rechtsakts zur Barrierefreiheit und der europäischen AVMD-Richtlinie weiter zu stärken. Daher haben die ARD-Anstalten einen "Aktionsplan Barrierefreiheit" verabschiedet. Unter Federführung des NDR ist geplant, in allen ARD-Anstalten die Angebote an Untertiteln, Audiodeskriptionen, Gebärdensprache sowie leichter/einfacher Sprache auszubauen. Auch im hr wird ein Kompetenzzentrum Barrierefreiheit entstehen. Geplant ist eine Konzentration auf die barrierefreie Ausstattung von Mediatheks-Formaten mit Untertiteln, Gebärdensprache und Audiodeskription. Hinzu kommen Gebärdensprache für reichweitenstarke Sondersendungen und der Einstieg in die automatisierte Live-Untertitelung, mit der noch fehlende Untertitel-Strecken im hr-fernsehen zwischen 16 Uhr und 19:30 Uhr gefüllt werden sollen. 

Die Arbeit in der Untertitelredaktion.

Unterstützung durch künstliche Intelligenz 

Die Arbeit der Untertitelredakteur*innen wird sich in den nächsten Jahren stark verändern. Schon heute setzt das Team eine Software des Fraunhofer Instituts ein, um mittels künstlicher Intelligenz (KI) automatisch erstellte Transkripte zu erzeugen. Noch sind die Ergebnisse nicht immer zufriedenstellend und erfahrene Untertitelredakteur*innen sind oft schneller und besser im Ergebnis. Aber der Einsatz von KI wird die Redaktion dabei unterstützen, in Zeiten knapper Ressourcen mit weniger Aufwand mehr zu produzieren. Es geht nicht darum, den Menschen zu ersetzen, sondern die Workflows entsprechend der Fähigkeiten von Mensch und Maschine auszurichten. 

Das Ziel bis 2033: 100 Prozent Untertitelung 

Das Ziel für die nächsten 10 Jahre wird es sein, 100 Prozent Untertitelung anzubieten und deutlich mehr Sendungen in deutscher Gebärdensprache auszustrahlen. Für die digitale Teilhabe und Zugänglichmachung unserer Angebote wird die Mediathek der Ort sein, der dies ermöglichen wird. Die Nutzer*innen wählen, wie inklusiv sie ihre Videos benötigen: ob mit Gebärdensprache, in Audiodeskription oder mit Untertiteln.