Mediengeschichte 75 Jahre Hessischer Rundfunk
Am 28. Januar 1949 wurde „Radio Frankfurt“ – bis zu diesem Zeitpunkt ein Sender der amerikanischen Militärregierung – offiziell in deutsche Hände übergeben: die Geburtsstunde des Hessischen Rundfunks.
Die Militärregierung hatte zuvor im Mai 1945 die Rundfunkeinrichtungen in Hessen unter ihre Kontrolle gestellt. Einen Monat später nahm „Radio Frankfurt“ als Sender der amerikanischen Militärregierung den regelmäßigen Programmbetrieb auf. Am 2. Oktober 1948 trat – auf Druck der Amerikaner - das Gesetz über den Hessischen Rundfunk in Kraft, und im Dezember 1948 beziehungsweise Januar 1949 konstituierten sich die Aufsichtsgremien des Hessischen Rundfunks, Rundfunkrat und Verwaltungsrat.
Die Übertragung des Senders in deutsche Hände im Januar 1949 fand im Rahmen einer Feierstunde im Sendesaal des alten Frankfurter Funkhauses in der Eschersheimer Landstraße statt. In Anwesenheit des hessischen Ministerpräsidenten Christian Stock und des Militärgouverneurs der amerikanischen Besatzungszone, General Lucius D. Clay, überreichte dessen Stellvertreter, Francis E. Sheehan, Intendant Eberhard Beckmann eine sogenannte Ermächtigungs-Urkunde. Im Anschluss wurden Grußbotschaften anderer Radioanstalten gesendet - so auch vom drei Tage zuvor gegründeten Bayerischen Rundfunk oder dem Nordwestdeutschen Rundfunk, der später zu NDR und WDR werden sollte.
Die föderale Organisation des Rundfunks war nach gleichschalteten Medien und Propagandafunk unter den Nationalsozialisten von Anfang an gewollt. Ausgetauscht wurde sich unter den neuen Radiostationen bereits vor der Gründung der ARD, der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland, und das zumeist in Frankfurt.
Der Hessische Rundfunk ging mit einem Radioprogramm an den Start, ein zweites folgte noch vor der Einführung des Fernsehens. Kern des Auftrags war und ist es, die hessischen Bürgerinnen und Bürger auf allen möglichen Verbreitungswegen zu informieren, zu unterhalten und zu bilden. Das nach dem Krieg neu entstandene Bundesland Hessen brauchte ein Medium, das die Menschen im Land verband. Die „Familie Hesselbach“ und der durch Hessen tourende „Frankfurter Wecker“ taten dies in der Anfangszeit, heute sind es beispielsweise das Open Air des hr-Sinfonieorchesters und die „Hessenschau-Sommertour“. Und dabei reagierte der hr heute wie in den letzten 75 Jahren immer wieder auf technische Entwicklungen und führte neue Dienste ein: Farbfernsehen, Videotext, Satellitenverbreitung, DAB+ und DVB-T2, HD-Fernsehen oder Social Media – der Hessische Rundfunk ist da, wo auch seine Nutzerinnen und Nutzer sind.
Auch programmlich hat sich der hr immer wieder den Nutzungsgewohnheiten seines Publikums angepasst und dabei viele erfolgreiche, aber auch aus heutiger Sicht einige skurrile Formate an den Start gebracht. So muteten die ersten Sprachkurse im Dritten Programm wie abgefilmte Volkshochschul-Veranstaltungen oder die ersten Experimente mit der Greenbox im Fernsehen der 1970er-Jahre wie ein Farbenrausch an. Das manche Formate wie zum Beispiel die „Hessenschau“ seit über 60 Jahren beim Publikum ankommen, hat auch mit der Wandelfähigkeit und der regelmäßigen Weiterentwicklung zu tun. Das Regionalmagazin begann als unmoderiertes Magazin in Schwarzweiß und ist heute die Nachrichtenmarke für Hessen im Fernsehen, im Radio und im Internet.