Angesichts des aktuellen EU-Korruptionsskandals hat Timo Lange, Autor des Lobbyreports bei LobbyControl, in hr-iNFO kritisiert, dass "es noch an einer entschiedenen Kultur gegen Korruption in Brüssel" fehle. Es dürfe gar nicht erst der Eindruck entstehen, man könne mit solchen Geschäften erfolgreich sein.

"Wir haben immer noch zu schwache Regeln, was Transparenz im Vorfeld angeht, wo Ross und Reiter genannt werden müssen. Und Regeln, die es gibt, müssen dann auch entschieden durchgesetzt und kontrolliert werden. Und gerade da sehen wir in Brüssel noch einigen Nachholbedarf.", sagte Lange. Als gemeinnütziger Verein setzt sich LobbyControl dafür ein, über Machtstrukturen und Einflussstrategien in Deutschland und der EU aufzuklären. 

Um verdeckte Einflussnahmen und Verflechtungen erkennbar zu machen, brauche es ein besseres Lobbyregister in der EU, eines "was Zähne hat", forderte Timo Lange in hr-iNFO. Da finde man derzeit nichts. "Es wäre wichtig, Strukturen sichtbar zu machen, da fehlt es der EU derzeit an Untersuchungs- und Ermittlungskompetenzen". Wie dringend diese Kompetenzen benötigt würden, zeige der aktuelle Fall in Brüssel deutlich, und auch, wie sehr sie der EU im Moment fehlen würden.

Der Korruptionsfall sei aus Sicht von LobbyControl nicht überraschend gekommen. Katar versuche nach ihren Kenntnissen schon seit geraumer Zeit Einfluss in Brüssel zu nehmen und kritische Stimmen im Europaparlament mundtot zu machen.

Im Zuge von Ermittlungen zu einer möglichen Einflussnahmen Katars auf Politiker waren am Freitag die griechische EU-Parlamentsvizepräsidentin Eva Kaili und mehrere Parlamentsmitarbeiter festgenommen worden. Kaili steht unter Verdacht, dass sie Geld kassiert hat, damit sie für das WM-Gastgeberland Einfluss auf politische Entscheidungen nimmt

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