Hinter den Kulissen einer Hörspielproduktion im hr Teil 3: Sprecher und Regie
Wenn im hr Hörspiele produziert werden, sind verschiedene Profis gefragt. So wie bei der aktuellen Produktion "Northanger Abbey", die an Ostern in hr2-kultur zu hören sein wird. In einer vierteiligen Serie stellen wir die Personen vor, die an der Produktion mitgearbeitet haben. Im dritten Teil werfen wir einen Blick auf die Sprecher und die Regie.
Wenn die Sprecher für die Aufnahme eines Hörspiels in den Hessischen Rundfunk eingeladen werden, versucht die Redaktion, alle Beteiligten einer Szene gemeinsam zum Einsprechen zu bestellen. Dass sich dieser organisatorsiche Aufwand lohnt, merkt man an der Interaktion zwischen den Schauspielern Anna Drexler und Max Bretschneider. Die 29-Jährige spricht die Hauptrolle des Hörspiels "Northanger Abbey", das die beiden gerade im hr-Studio einsprechen.
Die Stimme der dunkelblonden Frau wirkt zart und ausdrucksstark zugleich. Ihr Gegenüber, Max Bretschneider alias Henry Tilney, wirkt verträumt und fast ein bisschen nervös. Die beiden Sprecher harmonieren gut miteinander, und das gefällt Regisseurin Silke Hildebrandt. Sie lacht laut auf, weil sie das, was zwischen den Schauspielern entsteht, so bewegt. Besonders in diesem Fall ist das wichtig: Denn "Northanger Abbey" ist eine Liebesgeschichte. Da kommt es auf die Chemie an.
Das rote Knöpfchen
Ganz auf sich alleine gestellt ist derweil der Erzähler des Austen-Hörspiels. Er sitzt hinter einer Glasscheibe in einem schalldichten Studio, vor ihm ein einfaches Pult, ein Mikrofon und ein Skript. Seine Stimme erfüllt jeden Zentimeter des Produktionsstudios, klingt tief und warm. Sie gehört zu Ulrich Noethen.
Dass der Schauspieler ein Glücksgriff für die Rolle des Erzählers war, merkt Silke Hildebrandt schon nach den ersten Sätzen: Während sie hochkonzentriert mit nach vorne gelehntem Oberkörper seinen Worten lauscht, beginnt sie zu lächeln. Ein gutes Zeichen, wissen die Tontechniker, und tatsächlich: Sie nickt ihnen zu als Signal für: "Diese Aufnahme nehmen wir." Als Noethen den letzten Satz der Szene eingesprochen hat, und erwartungsvoll Richtung Technikraum schaut, drückt die Regisseurin zufrieden auf das rote Knöpfchen an ihrem Pult und sagt: "Sehr, sehr schön. Danke."
"Einen Hauch britischer, bitte"
Bei der Aufzeichnung von Ulrich Noethen als Erzähler korrigiert Silke Hildebrandt nur wenig. "Einen Hauch britischer, bitte", sagt sie zum Beispiel. Sie formuliert ihre Vorstellungen präzise, sodass die Schauspieler genau wissen, was sie meint.
So wie Katharina Lindner – die Frankfurter Schauspielerin spricht Mrs. Morland im Austen-Hörspiel und bekommt von der Regisseurin anschaulich erklärt, wie die sich den Ruf nach der Rollentochter vorstellt: "Jetzt gib mir mal eine Version, die klingt wie: Deine Tochter ist schon wieder mit Jungs unterwegs, soll aber dringend Hausarbeit machen." Lindner nickt, und prompt sitzt der Tonfall. Manchmal, sagt die Regisseurin, müsse man aber auch einsehen, wenn etwas nicht klappt: "Dann muss man eben schneiden, da bin ich ja radikal." Dafür sind dann die Tontechniker zuständig, die im nächsten Teil der Serie vorgestellt werden.