Die Tontechniker Thomas Rombach und André Bouchareb arbeiten am Hörspiel "Northanger Abbey"

Wenn im hr Hörspiele produziert werden, sind verschiedene Profis gefragt. So wie bei der aktuellen Produktion "Northanger Abbey", die an Ostern in hr2-kultur zu hören sein wird. In einer vierteiligen Serie stellen wir die Personen vor, die an der Produktion mitgearbeitet haben. Im letzten Teil begleiten wir die Tontechniker.

Absolute Stille. Ein Husten würde sich anhören wie ein Tornado, so leise ist es im Studio im Funkhaus des hr, in dem gerade das Hörspiel "Northanger Abbey" aufgenommen wird. Und dann plötzlich: Ulrich Noethens Stimme, die jeden Zentimeter des Raums einnimmt. "Niemand, der Catherine Morland als Kind gekannt hatte, wäre je auf den Gedanken gekommen, dass sie zur Romanheldin bestimmt sei." Die Regler schlagen aus, Regisseurin Silke Hildebrandt hat lauschend die Augen geschlossen – die Aufzeichnung läuft. Jetzt beginnt die Arbeit für die Tontechniker André Bouchareb und Thomas Rombach. Beide sitzen hochkonzentriert an ihren Arbeitsplätzen, hantieren abwechselnd mit Reglern, Maus und Papierskript.

Kernkompetenz: Menschenkenntnis

"Meine Hauptaufgabe ist heute die Buchführung", sagt Bouchareb, und hält wie zum Beweis sein bunt markiertes Skript nach oben. Das vor sich liegen zu haben, sei elementar, schließlich nehme man von einer Szene immer mehrere Fassungen auf - manchmal sogar bis zu zehn Stück. Schon während der Aufnahme wird in Abstimmung mit der Regie festgelegt, welche Version es in die Endfassung schafft. So ruft Regisseurin Silke Hildebrandt einmal: "Nimm Dir den letzten Teil aus der ersten, den Rest holst Du aus der vierten." Die Techniker wissen, was gemeint ist – die Kommunikation ist eingespielt: Wenn die Regie nickt, aufzeigt, oder den Kopf schüttelt, ist klar, was zu tun ist. "Man nennt sich Techniker, aber in Wahrheit geht es in unserem Job vor allem um Menschenkenntnis", sagt Bouchareb.

Digitaler Raum statt Aufzeichnung in der Kirche

Dazu komme, dass sich die Aufgaben in den letzten zwanzig Jahren maßgeblich verändert hätten, erklärt sein Kollege Thomas Rombach: "Während man früher abwägen musste, ob ein kleiner Versprecher den Aufwand einer neuen Aufnahme lohnt, weil alles auf Band aufgezeichnet wurde, arbeitet man heute viel perfektionistischer, steuert viel präziser aus." Auch habe man heute ganz andere Möglichkeiten, zum Beispiel im Hinblick auf sogenannte digitale Räume: "Dass man an realen Orten aufzeichnet, also beispielsweise eine Szene in einer Kirche tatsächlich in einer Kirche aufnimmt, kommt immer seltener vor. Heute nutzt man Studios mit kaum eigener Akustik, und stellt den entsprechenden Klang dann mithilfe der Technik her." Inzwischen gelinge das so gut, dass sich kaum ein Unterschied feststellen lasse. Die eingespielten Geräusche stammen dabei übrigens zum großen Teil aus der Geräusche-Datenbank der ARD und werden nachträglich mit den Aufnahmen der Sprecher zusammen geschnitten.

Weitere Informationen

Serie "Hinter den Kulissen einer Hörspielproduktion im hr"

Teil 1: Die Redaktion – Cordula Huth
Teil 2: Die Besetzung – Arne Köhler
Teil 3: Sprecher und Regie

Ende der weiteren Informationen

Beide Techniker machen ihren Job schon lange, das Gehör von Thomas Rombach und André Bouchareb ist jedoch noch genauso fein wie zu Beginn:  So sitzt während der Aufnahmen für "Northanger Abbey" eine winzige Schraube am Mikrofon von Ulrich Noethen nicht fest. Das führt zu einer minimalen Bewegung – und damit zu einem kaum hörbaren Geräusch. Weder die Regisseurin noch der Sprecher selbst nehmen das Geräusch wahr. Die Tontechniker hingegen schon, und weil sie qua Job Perfektionisten sind, ruft Thomas Rombach sofort: "Sorry, aber das müssen wir nochmal machen." Alles muss stimmen, schließlich sei genau das ihre Aufgabe: Zu Ende zu führen, woran zahlreiche Beteiligte vorab mitgearbeitet haben: "Wir sind dafür verantwortlich, dass der Sound am Ende sauber auf die Festplatte kommt. Da muss man ganz genau sein."

Weitere Informationen

Das Hörspiel

Das Hörspiel "Northanger Abbey" wird in zwei Teilen am 21. und 22. April 2019 je um 14:04 Uhr auf hr2-kultur zu hören sein. Anschließend ist das Jane-Austen-Hörspiel vier Monate auf der Podcast-Seite von hr2-kultur sowie in der ARD-Audiothek zum Download verfügbar. Ende September erscheint "Northanger Abbey" beim Hörverlag.

Ende der weiteren Informationen