Mietfahrräder in Moskau

Fahrradfahrer scheinen aus Sicht der Moskauer Autofahrer eine verzichtbare Spezies zu sein. hr-Reporter Tim Brockmeier verrät in seinen WM-Notizen, was er hinter den Kulissen und abseits des Rasens in Russland erlebt. Diesmal: Von einer kurzen Fahrrad-Karriere auf russischen Straßen.

Bei der EM in Frankreich vor zwei Jahren habe ich, vor allem in Paris, sehr gerne und oft die dortigen Leihfahrräder benutzt. War einfach, praktisch und günstig. Gibt’s hier in Moskau auch. An erstaunlich vielen Ecken findet man entsprechende Stationen. App-gesteuert kann man schnell und unkompliziert ein Leihfahrrad klar machen. Probiere ich aus, dachte ich mir. Leider nicht weit genug gedacht.

Moskau ist eine 13 Millionen-Stadt (inoffiziell sogar 20 Millionen). Vier Mal Berlin. Eine Fläche von 2.500 Quadratkilometern. Hier ist alles riesig. Vor allem die Straßen. In der Regel sechsspurig. Gerne auch mal acht- oder zehnspurig. Größer als die meisten Autobahnen bei uns. Was es auf diesen Monsterstraßen gibt: eine Menge Autos, insbesondere tonnenschwere SUVs. Was es auf diesen Monsterstraßen nicht gibt: Fahrradwege.

Keine zwei Minuten war ich auf der Straße unterwegs und schon zwei Mal knapp an einem Totalschaden vorbei geschrammt. Fahrradfahrer scheinen aus Sicht der Moskauer Autofahrer eine sehr verzichtbare Spezies zu sein. Ich rette mich auf den Gehweg. Da wurde ich nach wenigen Metern von einem Polizisten angehalten. Dank Übersetzer-App (siehe „WM-Notizen – Teil 2“) verstand ich, was er mir gestenreich erklärte: Fahrradfahren auf dem Gehweg verboten. Ich glaube allein meine Akkreditierung rettete mich vor monatelanger Beugehaft.

Ich hab das Fahrrad zur Mietstation zurück geschoben. Meine Moskauer Fahrradfahr-Karriere war kurz, intensiv und ist vorbei.

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